Eine gerechtere Gesellschaft durch Medienarbeit?!

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Das ist unse­re Visi­on! Was wir uns dar­un­ter vor­stel­len und war­um kri­ti­sche Medi­en-Bil­dungs­ar­beit so wich­tig ist, das erklä­ren wir Dir hier. 

Es gibt da so eine Fra­ge, wir möch­ten sie kaum aus­spre­chen, aber sie hat unse­re Zeit als Stu­die­ren­de und Berufsanfänger*innen geprägt: “Ach, Du machst irgend­was mit Medi­en? Also in der Wer­bung oder im Fern­se­hen?” — Ja, wenn ich in die­sem Bereich arbei­ten möch­te. - “Naja, in der Bran­che kann man ja über­all arbei­ten, alles und nichts irgend­wie oder, haha?” Hmm.… - “Ach scheiß Medi­en, lie­ber mal wie­der drau­ßen das ech­te Leben spü­ren.” — Ok, dan­ke für’s Gespräch. 

Hier natür­lich etwas zuge­spitzt, aber so oder so ähn­lich lie­fen vie­le Gesprä­che ab. Die Grün­de dafür? Sehr viel­fäl­tig. Grund­sätz­li­ches feh­len­des Ver­ständ­nis für Wis­sen­schaft, vor­zugs­wei­se in fami­liä­ren Kon­tex­ten. Abge­se­hen davon sind “die Medi­en” ganz all­ge­mein, sowie­so ein rie­si­ges, nicht immer greif­ba­res Feld. Und dann auch noch bei­des zusam­men, Medi­en­wis­sen­schaft, …mei­ne Güte! Dar­un­ter kön­nen sich vie­le nichts vor­stel­len. Das ist auch okay. Auch als wir unser Stu­di­um began­nen, waren wir uns nicht ganz im Kla­ren, was da auf uns zukommt und dass es eher nicht um prak­ti­sche Work­shops zu Ado­be Pro­gram­men oder Film­dreh geht. Trotz­dem hat uns die­se Flos­kel “Irgend­was mit Medi­en” doch immer ein wenig frus­triert und auch pro­vo­ziert. Was am Anfang nur ein komi­sches, unein­deu­ti­ges Gefühl war, wie ein klei­ner Stein in der Magen­ge­gend (Haben wir viel­leicht doch ein fal­sches Stu­di­um gewählt??), hat sich über die Jah­re und mit Lei­den­schaft für Wis­sen­schaft und eige­nem Medi­en­kon­sum zu einer kla­ren Hal­tung entwickelt. 

Die Flos­kel “Irgend­was mit Medi­en” hält sich, auch bei Medienmacher*innen, lei­der hart­nä­ckig. Denn ja, wir machen alle irgend­was mit Medi­en — also beruf­lich. ABER die Flos­kel ver­harm­lost etwas. Sie ver­deckt, dass Medi­en — in wel­cher Form auch immer — einen erheb­li­chen Stel­len­wert in unse­rem Leben haben. Medi­en prä­gen unser Bild von Gesell­schaft, machen sicht­bar oder unsicht­bar und sind IMMER (ja, auch unse­re gelieb­te tages­schau) nur eine bear­bei­te­te Ver­si­on von etwas. Und das ist kei­nes­falls schlecht. Ganz im Gegen­teil, Medi­en bie­ten einen Bereich der Krea­ti­vi­tät, der Dar­stel­lung und des per­sön­li­chen Aus­drucks. Sie hel­fen, Men­schen zu ver­net­zen und sind die Basis für infor­mel­le Infra­struk­tu­ren. Eigent­lich soll­te die­se Arbeit also sehr sen­si­bel behan­delt wer­den. Vor allem aus öko­no­mi­schen Grün­den, aber auch aus ihrer his­to­ri­schen Ent­wick­lung her­aus, ist das nicht der Fall. Der Sta­tus quo ist: Wer­bung, Nach­rich­ten, Fil­me, Web­sites — alles muss schnell ent­ste­hen, fle­xi­bel sein und dabei pas­sie­ren “Feh­ler”. Und ja, es gibt schon Orga­ni­sa­tio­nen die zum Bei­spiel sexis­ti­sche Wer­bung anpran­gern, es gibt Autor*innen die viel­leicht im Feuil­le­ton ras­sis­ti­sche Fil­me bespre­chen, es gibt Aktivist*innen die durch einen empö­ren­den Hash­tag poli­ti­sche The­men viral bespre­chen. Das alles ist schon da, aber es reicht nicht aus. Denn ein wich­ti­ges Ele­ment fehlt: die grund­le­gen­de Bil­dungs­ar­beit mit Men­schen, um Medi­en­kom­pe­ten­zen auszubilden. 

Medi­en­kom­pe­tenz ist ein gro­ßer und wach­sen­der Bereich der Medi­en­päd­ago­gik. Und glück­li­cher­wei­se wird er auch immer mehr beach­tet, z.B. schon in der Früh­erzie­hung in Kitas usw. Trotz­dem sind da noch vie­le klei­ne und gro­ße Lücken, die auch mit Bil­dungs­un­ge­rech­tig­kei­ten zu tun haben, was nicht zuletzt die Coro­na­kri­se zeigt. Machen wir es an einem Bei­spiel deut­lich: Fake News. In unse­rem Online-All­tag Nach­rich­ten zu fil­tern und zu lesen kann viel Arbeit und belas­tend sein. Es gibt Mög­lich­kei­ten den eige­nen Umgang mit Nach­rich­ten zu schu­len und auch zu klä­ren, ob es sich bei einer Mel­dung um eine Fake News han­delt. Die­se Fähig­keit ist unglaub­lich wich­tig in einer Welt, in der Nach­rich­ten easy geteilt und kom­men­tiert wer­den. Wir ken­nen die nega­ti­ven Kon­se­quen­zen die­ses Pro­zes­ses alle: unde­mo­kra­ti­sche, faschis­ti­sche Par­tei­en kön­nen sich dadurch eta­blie­ren, dass sie Fake News gezielt ein­set­zen, um Men­schen zu beein­flus­sen. Das ist gar nicht mal so neu, aber in Zei­ten von Social Media umso leichter. 

Die­ses anschau­li­che Bei­spiel ist nur eines von vie­len, die wir hier bespre­chen. Damit möch­ten wir kri­ti­schen Medi­en­kon­sum, aber auch eine kri­ti­sche Medi­en­pro­duk­ti­on anre­gen. Und es zeigt sich: “Irgend­was mit Medi­en” ist ziem­lich wich­tig, wenn es dar­um geht, für demo­kra­ti­sche und gerech­te Ver­hält­nis­se einzustehen. 

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